Reproduktion von drei Grubenhäusern im direkten Umfeld des Museums im Zeughaus
Bei Ausgrabungen in Holdorf, Landkreis Vechta (Ausgrabungskampagne 2005, vgl. Bericht von Jörg Eckert 2006 in: Archäologie in Niedersachsen, Bd. 9, 2006, S. 113-116) und in Visbek/Endel, ebenfalls Landkreis Vechta (Ausgrabungskampagne 2006), wurde ein große Anzahl von Grubenhäusern gefunden. Grubenhäuser dienten im Mittelalter als Vorratskammern oder als handwerkliche Produktionsstätten (vgl. Bericht Stephan Sauerland 2006 in: Archäologie in Niedersachsen, Bd. 9, 2006, S. 117-120).
Solche Produktionsstätten, etwa an Furtsituationen wie in Vechta, waren im Mittelalter immer wieder Ansätze für eine spätere Besiedlung. Erstmalig konnten für den Landkreis Vechta durch die oben genannten Ausgrabungen Kenntnisse über die Anlage von diesem Haustyp gesammelt werden. Zur großen Überraschung fand man bei der Grabung in Endel in einem Grubenhaus einen fast vollständig erhaltenen Steinofen. Dieser konnte mit Hilfe der Landesarchäologie komplett geborgen und gesichert werden. Die Kosten der Bergung finanzierte das Museum im Zeughaus.
Mittelalterlicher Steinofen aus einem Grubenhaus in Visbek. (Foto: Nds. Landesamt für Denkmalpflege, Oldenburg)
Dieser Fund gab den Anstoß, nicht nur den Steinofen museal der Öffentlichkeit zu präsentieren, sondern auch entsprechend dazu gehörige Grubenhäuser zu rekonstruieren. Geplant sind drei Grubenhäuser:
- Werkstatt eines Knochenschnitzers (siehe Bericht: Stephan Sauerland/Göttingen): In den Beständen des Museums findet sich seit der Ausgrabung auf dem ehemaligen Burggelände 2005/2006 ein große Anzahl von bearbeiteten Knochen. Außergewöhnlich war der Fund einer Knochenflöte aus dem 14. Jahrhundert. Diese Funde sollen in diesem Grubenhaus über Texttafeln und eine Werkstattinszenierung dargestellt werden.
Fundstück vom Gelände der ehemaligen Burg Vechta: Knochenflöte aus dem 14. Jahrhundert. (Foto: Mittelalterzentrum)
- Webhaus: In der Propsteikirche St. Georg wird seit dem 17 Jahrhundert ein wertvolles Textil aus der Zeit um 850 aufbewahrt. Im Grubenhaus am Castrum soll eine Webstuhlrekonstruktion zur Veranschaulichung aufgebaut werden. Das Haus als solches steht schon. Dazu gibt es einen schönen Film aus dem November 2011, den man bei YouTube ansehen kann.
Illustration eines Grubenhauses mit Webstuhl und Steinofen (Abb.: Nds. Landesamt für Denkmalpflege, Oldenburg)
- Grubenhaus mit Steinofen: Hier soll der in Visbek Stüvemühle geborgene Steinofen seine neue Heimat finden. Bis dato konnte noch keine originäre Verwendung des Steinofens ermittelt werden. Hier müssen weitere Recherchen betrieben werden.
Grabungsbefund 2006: Grubenhaus mit Steinofen, Visbek (Foto: Nds. Landesamt für Denkmalpflege, Oldenburg)
Die drei Grubenhäuser werden erstmalig die Produktionsmöglichkeiten hiesiger Handwerker im 11. bis 13. Jahrhundert veranschaulichen.